Eine neue Qualität des Bauens in Deutschland
Leitgedanken des Initiativkreises Neue Qualität des Bauens INQA-Bauen
Die gesamte Bauwirtschaft steht, wie viele andere Branchen auch, vor einem tiefgreifenden inhaltlichen Wandel der Arbeit, der die gesamte Wertschöpfungskette des Bauens grundlegend umstrukturieren wird. Wesentlich wird dieser Wandel durch ein geändertes Nachfrageverhalten der Bauherren sowie insgesamt geänderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen bestimmt. Neue Aufgabenfelder werden geschaffen bei der Projektentwicklung, der Projektabwicklung und nicht zuletzt in der Objektnutzung und -umnutzung. Die Nachfrage verschiebt sich zunehmend vom Neubau hin zum Bauen im Bestand. Gleichzeitig bezieht sie immer mehr auch eine umfassendere Baubetreuung mit ein, z. B. unterstützende Dienstleistungen rund um das Bauwerk wie Wartung und Instandhaltung. Hinzu kommt ein rasanter technologischer Wandel, der sich in immer neuen, innovativen Arbeitsverfahren und neuen Bauprodukten niederschlägt.
Vor diesem Hintergrund wird die Kommunikation und Kooperation aller Baubeteiligten, vom Bauherren über den Planer bis hin zu den Ausführenden vor Ort für die zielgerichtete und effiziente Durchführung eines Bauvorhabens immer wichtiger. Das Aufgabenspektrum der Bauunternehmen ändert sich, und damit sind einschneidende Veränderungen der Wertschöpfungskette des Bauens verbunden.
Diese weitreichenden Gründe finden in die Diskussion über die aktuelle Situation der Bauwirtschaft jedoch nur wenig Eingang. Dominiert wird sie vielmehr durch das Klagen über zunehmenden Markt- und Konkurrenzdruck, vor allem über Billiganbieter, die die Marktpreise ruinieren. Insgesamt gewinnt man in diesen Diskussionen häufig den Eindruck, dass die Beteiligten davon ausgehen, es handele sich um eher vorübergehende, konjunkturelle Probleme.
In der Tat ist die konjunkturelle Flaute eine wesentliche Ursache für den Markt- und Konkurrenzdruck in der Branche. Markt- und Konkurrenzdruck sind dadurch jedoch nur teilweise bedingt. Bauunternehmen, die (auch) unter den skizzierten Randbedingungen wirtschaftlich erfolgreich sind, zeigen, wo für die deutsche Bauwirtschaft die Zukunft liegen kann. Diese Unternehmen machen die neue Qualität der Arbeit in der Bauwirtschaft sichtbar:
- Sie setzen auf ihre fachlichen, handwerklichen und betriebswirtschaftlichen Kompetenzen und auf die Qualität der Bauabläufe und Bauprodukte.
- Sie nutzen alle Ressourcen optimal, um produktiv arbeiten zu können vor allem die Leistungsfähigkeit und die Ideen ihrer Mitarbeiter.
- Sie schöpfen die Möglichkeiten neuer Arbeitsverfahren, Technologien und neuer Dienstleistungsfelder aus.
- Sie kooperieren auf unterschiedlichen Ebenen sehr bewusst mit Partnern verschiedener Fachdisziplinen.
Vor dem Hintergrund des enormen aktuellen Preis- und Konkurrenzdrucks beim Bauen wird immer deutlicher, dass die deutsche Bauwirtschaft als Ganzes vor der Alternative steht:
- Verliert sie in einem Wettbewerb, der sich ausschließlich am niedrigsten Preis orientiert, nicht nur ihr Qualitätsniveau, sondern auch viele gute Unternehmen, deren Arbeitskräfte und schließlich wertvolle Arbeitsplätze?
oder
- Kann sie Wettbewerbsfähigkeit auf hohem Qualitätsniveau erreichen und Erneuerungsprozesse anstoßen, die Wege zur Verringerung des Preis- und Kostendrucks aufzeigen?
Um Wettbewerbsfähigkeit auf hohem Qualitätsniveau zu erreichen, benötigen viele kleine und mittelständische Unternehmen in der Bauwirtschaft Unterstützung durch zuverlässige Partner, INQA-Bauen hat sich zum Ziel gesetzt, diese Unterstützung mit zu organisieren:
- Hilfen zur optimalen Ressourcennutzung der Bauunternehmen geben
INQA-Bauen will Praxishilfen entwickeln, damit Unternehmen alle ihre Ressourcen mit einer durchdachten und vorausschauenden Arbeitsgestaltung möglichst optimal nutzen können. - Erfolgsallianzen für neue Dienstleistungen der Bauunternehmen aufbauen
INQA-Bauen will Erfolgsallianzen zwischen Unternehmen und (Bau-)Dienstleistern fördern, um gemeinsam neue Arbeitsverfahren und Technologien besser zu nutzen und neue Dienstleistungsfelder rund um das Bauwerk in seinem gesamten Lebenszyklus entwickeln zu können. - Innovative überbetriebliche Unterstützung von Bauunternehmen fördern
INQA-Bauen will überbetrieblichen Partnern der Bauwirtschaft helfen, innovative Unterstützungsangebote zu entwickeln, damit sie den Unternehmen wirkungsvoll und effizienter nützen können. - Innovative regionale Netzwerke für bessere Kooperation unterstützen
INQA-Bauen will die Qualität der Zusammenarbeit aller am Bau Beteiligten (Bauherren, Architekten, Planer, Unternehmen, Behörden und Institutionen, Hersteller und Händler) durch regionale Netzwerke fördern, um effektiv und qualitativ hochwertig über den gesamten Wertschöpfungsprozess hinweg bauen zu können. - Qualitätskriterien für eine neue Qualität des Bauens entwickeln und umsetzen
INQA-Bauen will in Regionen und auf nationaler Ebene Kriterien für eine neue Qualität des Bauens , damit Bauherren und Planer wieder stärker auf Qualitätswettbewerb setzen und die Baukultur in Deutschland zum Standortfaktor wird.
INQA-Bauen will die Rahmenbedingungen für einen fairen, qualitätsorientierten Wettbewerb in der Bauwirtschaft verbessern helfen. INQA-Bauen will eine Entwicklung mit gestalten, in der Bauherren kostengünstig und qualitätsbewusst bauen können. Mit seinen Qualitätskriterien und seinen Praxishilfen kann INQA-Bauen inhaltliche Beiträge zur Präqualifikation von Bauunternehmen leisten.
Die Qualität des gesamten Gestaltungs- und Bauprozesses ist ein wesentlicher Bestandteil einer neuen Qualität des Bauens und einer hochwertigen Baukultur als wichtigem Standortfaktor in Deutschland.
arbeitet zusammen mit der
Initiative Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen und der Stiftung Deutsche Baukultur.
Eine neue Qualität des Bauens was heißt das konkret?
Damit möglichst viele gute Bauunternehmen auch in Zukunft überleben können, ist eine neue Qualität des Bauens erforderlich. Diese neue Qualität darf sich jedoch nicht nur auf die Bauausführung beschränken, sondern sie muss in ganzheitlicher Sichtweise den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks betrachten. Ziel einer neuen Qualität des Bauens ist eine hohe Bauwerks- und Raumqualität für den Bauherren und Nutzer der Bauwerke. Diese ergibt sich durch einen Gestaltungs- und Bauprozess mit einem optimalem Verhältnis von Bauzeit, Baukosten und Bauqualität.
Die Prozessqualität und Kosten/Nutzen-Qualität beziehen sich dabei auf alle Teilprozesse im Lebenszyklus eines Bauwerks, vom Gestalten über das Planen und Bauen bis hin zum Nutzen (Bild 1). Eine neue Qualität des Bauens kann nur erzielt werden, wenn der gesamte Lebenszyklus eines Bauwerkes und alle daran Beteiligten einbezogen werden: von der Idee eines Bauwerks bis zu seinem Rückbau, vom Investor über die Planer und Steuerer des Bauvorhabens bis hin zu den ausführenden Unternehmen und nicht zuletzt den Menschen, die das Bauwerk nutzen, pflegen und unterhalten.
Die Ergebnisse dieser Prozesse können als das jeweils erreichte Niveau der Baukultur verstanden werden. Die Zukunft der deutschen Bauwirtschaft und aller anderen am Bau Beteiligen wird ganz wesentlich davon abhängen, wie es gelingen wird, die Baukultur wieder zu einem wesentlichen Aushängeschild des Standorts Deutschland zu machen. Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit sind die Schlüsselfaktoren in dieser Entwicklung.
Bild 1: Zusammenhänge zwischen den Bestandteilen der Qualität des Bauens sowie inhaltliche Schwerpunkte von INQA-Bauen
Die Initiative Neue Qualität des Bauens INQA-Bauen unterstützt vor allem die Qualität des Bauens, d. h. bei der Errichtung, der Änderung und dem Abbruch eines Bauwerks. INQA-Bauen sieht bei der Förderung des Bauens (i. S. des unmittelbaren Bau- und Planungsprozesses) insgesamt vier wichtige Ebenen:
- Die neue Qualität der Arbeitsgestaltung in den Unternehmen (Abschnitt 1).
- Die neue Qualität der Unterstützung für die Bauwirtschaft durch die überbetrieblichen Partner (Abschnitt 2).
- Eine neue Kommunikation und Kooperation im Bauvorhaben (Abschnitt 3).
- Eine neue Qualität gesellschaftlicher Wertvorstellungen über die Gestaltung, das Bauen und die Nutzung von Bauwerken (Abschnitt 4).
1 Neue Qualität der Arbeitsgestaltung
alle Ressourcen nutzen und die Arbeit ständig verbessern
Die Bauunternehmen stehen als Motor des Wertschöpfungsprozesses im Mittelpunkt von INQA-Bauen: der Bauherr (Planer) will ein Produkt (Bauwerk) erstellt wird es von Unternehmern mit ihren Mitarbeitern. Die Unternehmen setzen bestimmte traditionelle oder innovative Technologien, Bauprodukte und Arbeitsverfahren ein und gestalten mehr oder weniger systematisch die Abläufe im Bauvorhaben.
Bild 2: Neue Qualität der Arbeitsgestaltung in Unternehmen alle Ressourcen nutzen und die Arbeit ständig verbessern
Die Gestaltung des Arbeitssystems (Arbeitsgestaltung) hat maßgeblichen Einfluss auf die betriebliche Wertschöpfung. Die Effektivität und Effizienz sowie die kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsgestaltung entscheiden über den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Hier liegen die größten Produktivitätsreserven, die durch eine neue Qualität vorausschauender Arbeitsgestaltung nutzbar gemacht werden können. Zu dieser neuen Qualität gehören unter anderem:
- Optimale Planung und Vorbereitung der betrieblichen und zwischenbetrieblichen Abläufe.
- Effektive Arbeitsorganisation, die die Produktivität, Zufriedenheit und Leistungsbereitschaft der Beteiligten fördert.
- Nutzung innovativer Technologien, Bauprodukte und Arbeitsverfahren sowie zeitgemäßer Informations- und Kommunikationstechnologien.
- Förderung der humanen und sozialen Ressourcen in den Unternehmen selbst, um den steigenden Anforderungen aus neuen Arbeitsverfahren, effektiven Abläufen und einer aufmerksamen Kundenorientierung gerecht zu werden.
- Einwandfreier Technikeinsatz und ergonomische Arbeitsgestaltung, die störungsfreies, sicheres und gesundes Bauen ermöglichen.
- Beteiligung der Mitarbeiter und aller am Bau Beteiligten sowie kontinuierliche gemeinsame Lernprozesse, um alle Potenziale ausschöpfen zu können.
- Ein kooperativer Führungsstil und ein gutes Betriebsklima in den Unternehmen.
- Nutzung des betriebsinternen Wissens (Mitarbeiterwissen) zur Optimierung von technischen und organisatorischen Arbeitsprozessen.
- Die Fähigkeiten des Unternehmens und seiner Mitarbeiter, neue Dienstleistungen zu entwickeln und sie wirtschaftlich umzusetzen (z. B. Pflege und Instandhaltung, Beratung zum Einsatz neuer Bauprodukte und nachhaltigen Bauen).
- Eine gute Kooperation verschiedener Unternehmen untereinander sowie mit Planern.
Die neue Qualität der Arbeitsgestaltung zeigt sich auch in der Fähigkeit, die vielen neuen Schnittstellen innerhalb des Gestaltungs- und Bauprozesses effektiv zu gestalten: Der Einsatz neuer Technologien, neuer Bauprodukte und Arbeitsverfahren erfordert neue Formen der Kooperation, Kommunikation und Vernetzung, um dem Kunden die neuen Potenziale reibungslos und produktiv zur Verfügung stellen zu können. Dazu gehören innovative Vergabeverfahren sowie neue Formen der Zusammenarbeit zwischen den Gewerken, deren Anforderungsprofile sich in diesem Prozess verändern. Damit gehen auch Veränderungen der Anforderungsprofile an die Mitarbeiter einher.
2 Neue Qualität der Unterstützung für die Bauwirtschaft
vernetzte überbetriebliche Partner
Die Bauunternehmen können den Prozess der notwendigen Erneuerung umso besser bewerkstelligen, je wirkungsvoller sie durch externe Partner, z. B. Präventionsdienstleister, Innungen und Kammern, unterstützt werden. Die neue Qualität des Bauens erfordert somit auch eine neue Qualität der Vernetzung der überbetrieblichen Partner. Die Bauunternehmen benötigen gebündelte und transparente Unterstützungskompetenz vor Ort, die sich an den praktischen Anforderungen ausrichtet.
Bild 3: Neue Qualität der Unterstützung für die Bauwirtschaft durch vernetzte überbetriebliche Partner
Es geht INQA-Bauen darum, dass auch die überbetrieblichen Dienstleister die Potenziale einer vorausschauenden Arbeitsgestaltung für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in der Bauwirtschaft unterstützen. Eine solche Unterstützungsleistung kann aber nur dann auf Nachfrage stoßen, wenn sie aus der Perspektive und unter Beteiligung der Unternehmen entwickelt wird. Wirkungsvoll kann sie auch nur dann sein, wenn sie koordiniert und vernetzt erfolgt, d. h. wenn Energien und Potenziale gebündelt und Überschneidungen vermieden werden. Die überbetrieblichen Partner müssen dazu über ihre jeweils klassischen Horizonte hinweg sehen und zum Bestandteil des gesellschaftlichen Gesamtsystems einer neuen Qualität des Bauens zu werden, z. B. im Rahmen von überbetrieblichen Kompetenzzentren in der Region. Es sind Voraussetzungen zu schaffen, damit eine neue Qualität des Bauens ein Faktor zur Standortsicherung für kleine und mittelständische Betriebe wird.
Die durch Vernetzung entstehenden regionalen Netzwerke von INQA-Bauen verstehen sich als Qualitätsinitiativen in den Regionen als Bündnisse und Initiativen für die neue Qualität des Bauens. Die regionalen Netzwerke fördern innovative Unterstützungsleistungen, die den Unternehmern weiterhelfen. Die Vernetzung der Akteure soll auch einen Innovationsdruck auf die überbetrieblichen Partner ausüben, damit sie möglichst konzentriert und zeitnah Bauunternehmen bei ihren neuen Anforderungen unterstützen können.
Qualitätsunternehmen und ihre Leistungen sind wettbewerbsfähig jedoch nur auf einem fairen Baumarkt, der gleiche Wettbewerbschancen bietet. Die regionalen Netzwerke müssen deshalb auch strategische Bündnisse sein, die Wettbewerbsgleichheit gezielt fördern: Qualitätsunternehmen verpflichten sich freiwillig, die vereinbarte Qualität eigenverantwortlich sicherzustellen (z. B. INQA-Bauen-Praxishilfen umzusetzen). Sie werden dabei von ihren Interessensverbänden unterstützt. Gleichzeitig rücken Unternehmen, die diese Vereinbarungen nicht akzeptieren, in den Fokus der Aufsichtsinstitutionen. Neben einen Innovationsdruck in der Region tritt deshalb ein Überwachungsdruck zur Einhaltung des Qualitätsleitbildes und zur Sicherstellung der Wettbewerbsgleichheit. Dieser hilft nicht nur den qualitätsorientierten Unternehmen, sondern kann auch den Überwachungsaufwand von Bauherren im Rahmen der Werkverträge mit Unternehmen verringern.
3 Neue Qualität des Gestaltungs- und Bauprozesses
wirkungsvolle Kommunikation und Kooperation im Bauvorhaben
Der Bauherr ist nur in den wenigsten Fällen der direkte Partner der Bauausführenden. Den Projektsteuerern, Planern und Fachplanern kommt eine immer größere Bedeutung zu. Zwischen Idee, Ausführung, Vollendung und Nutzung eines Bauwerks liegen zahlreiche interdisziplinäre Schnittstellen. Neue Technologien, Bauprodukte und Arbeitsverfahren mit stetig steigenden und differenzierter werdenden Anforderungen erfordern ganzheitliche Ansätze und gemeinsame Lernprozesse, die nur durch wirkungsvolle Kommunikation und Kooperation im gesamten Bauvorhaben zu erreichen sind (Bild 4).
Aus der Sicht des Bauherren liegen hier die größten Produktivitätsreserven seines Bauvorhabens. Diese können durch eine neue Qualität vorausschauender Gestaltung des gesamten Gestaltungs- und Bauprozesses bis hin zur Nutzung des Bauwerks durch die jeweils verantwortlichen Baubeteiligten nutzbar gemacht werden. Hierzu gehören unter anderem:
- Eine klare Erarbeitung der Anforderungen und Vorstellungen des Bauherren und der späteren Nutzer, gegebenenfalls unterstützt durch innovative Planungsmethoden (zum Beispiel CAD, 3D-Animationen, Simulationsprogramme) und darauf aufbauende Ausschreibungen.
- Eine effektive Bauablaufplanung und Baustellenorganisation seitens der Architekten und Planer, die die Potentiale der ausführenden Fachunternehmen erschließt und mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien optimal nutzt (zum Beispiel internetgestützte Projektplattformen). Möglichst frühzeitige Einbeziehung der Fachunternehmen, Händler und Dienstleister (Bauteam, Leistungsverbund).
- Einbindung der Unternehmen in die laufende Bauplanung und die erforderlichen Abstimmungsprozesse im täglichen Betrieb einer Baustelle.
- Gute Koordination der ausführenden Unternehmen durch den Bauherren und seine Verantwortlichen, um ein wirtschaftliches, sicheres und gesundes Neben- und Nacheinander auf der Baustelle zu ermöglichen.
- Ein kooperativer Kommunikationsstil zwischen Planern, Steuerern und Ausführenden, der aufziehende Probleme schon im Vorfeld lösen lässt, anstatt eingetretene Probleme als Nachträge zu verhandeln oder sogar auf juristischem Wege auszufechten.
- Gemeinsame Qualitäts(sicherungs)systeme für Bauherren und Auftragnehmer zur wirkungsvollen praktischen Umsetzung der qualitätsorientierten Werkverträge.
- Qualität der konkreten Planung für die Nutzung und die spätere Werterhaltung des Bauwerks und frühzeitige Abstimmung mit den späteren Nutzern.
Bild 4: Neue Qualität des Gestaltungs- und Bauprozesses durch Kommunikation und Kooperation im Bauvorhaben (Schwerpunkte INQA-Bauen - kursive Schrift)
Alle diese Qualitätsaspekte bedeuten eine Zusammenarbeit zwischen Architekten, Planern, Händlern, ausführenden Bauunternehmen und Nutzern, die die Qualität der Gestaltungs- und Bauprozesse sowie der Bauprodukte kontinuierlich verbessern wird. Aus Sicht des Bauherren führt dies zu mehr an Transparenz, zu einem besseren Kosten-Nutzen-Verhältnis und letztlich zu einer höheren Rendite seines Bauvorhabens.
4 Neue Qualität gesellschaftlicher Wertvorstellungen
Preiswert Bauen heißt gemeinsam Bauen
Ein optimaler Wertschöpfungsprozess innerhalb eines Unternehmens und ein planungssicherer, zeitlich optimierter Gestaltungs- und Bauprozess ermöglichen hochwertige und wirtschaftliche Bauwerke gute Gründe für Bauherren, diese Qualität einzufordern und angemessen zu vergüten. Der Bauherr will kostengünstig und qualitätsbewusst bauen, und das ist ohne einen fairen, auf Qualität zielenden Leistungswettbewerb nicht zu erreichen. Wirtschaftliches Bauen bedeutet über die Qualität des Bauprozesses hinaus auch die Qualität des gesamten Lebenszyklusses eines Bauwerks zu berücksichtigen. Nur so entsteht ein im wahrsten Sinne des Wortes preiswertes Bauen. Nur so wird eine Baukultur gefördert, die ein von allen getragener Markenartikel für Deutschland ist.
Der vierte entscheidende Bestandteil einer neuen Qualität des Bauens liegt deshalb darin, gemeinsame Wertvorstellungen des Bauens zu entwickeln und in einem Leitbild "Neue Qualität des Bauens" zu verdichten. Dies kann und muss sich als Grundlage für ein zielorientiertes Miteinander in den Regionen und in Deutschland etablieren.
Diese gesamtgesellschaftliche Dimension des Leitbildes erfordert Kooperation zwischen den nationalen Initiativen zur Förderung eines gemeinsamen Denk- und Gestaltungsprozesses (Bild 5). INQA-Bauen will in enger Abstimmung mit den Initiativen Architektur und Baukultur sowie Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen des BMVBW die Ideen einer neuen Qualität des Bauens und einer hochwertigen Baukultur vorantreiben und mit optimierten Verbreitungsstrukturen innovative und erprobte betriebliche Lösungen in die Bauwirtschaft tragen. Die Initiativen Architektur und Baukultur sowie Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen des BMVBW1 fördern vornehmlich die Qualität im planerischen Bereich.
Mit dieser Kooperation bundesweiter Initiativen wird ein integrierter Unterstützungsprozess angestrebt. An dessen Ende soll ein neues Bewusstsein hinsichtlich der Qualität einer ganzheitlichen Sicht des Bauens stehen. Letztendlich wird dadurch eine hochwertige Baukultur gefördert. Nur mit einer konzertierten gesellschaftlichen Initiative kann ein Konsens über die Kriterien erreicht werden, die den Weg zu einer neuen Qualität des Bauens in Deutschland öffnet und ermöglicht
Mit dem gemeinsamem Engagement für eine neue Qualität des Bauens kann der ruinöse Weg eines preis- und nachtragsorientierten Gegeneinanders in Deutschland zugunsten eines Qualitätswettbewerbs immer weiter zurückgedrängt werden. Die drei Initiativen wollen die fachliche und politische Grundlage für ein neues Miteinander auf allen Ebenen des Bauens eine neue Qualität der Baukultur in Deutschland unterstützen und vorantreiben.
Bild 5: (Neue) Qualität gesellschaftlicher Wertvorstellungen und Vernetzung von Initiativen in Deutschland
arbeitet zusammen mit der
Initiative Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen und der Stiftung Deutsche Baukultur.